Bahngeschichte
Bahngeschichte
Der Olympia Bobrun St. Moritz – Celerina wurde 1904 in Betrieb genommen. Damit ist der Eiskanal im Oberengadin die älteste Bobbahn der Welt und zugleich die letzte noch übriggebliebene Natureispiste der Erde. Die anderen Bahnen in Europa, Nordamerika und Japan müssen alle künstlich vereist werden, da sie sich nicht in so klimatisch bevorteilter Höhenlage befinden.
Begonnen hat die Geschichte des Olympia Bobrun Ende des 19. Jahrhunderts. Die vorwiegend britischen Wintergäste suchten nach einem Ort für die Ausübung ihrer eben erfundenen Sportart, nachdem sich diese elitären Bobenthusiasten - die seit 1897 im St. Moritz Bobsleigh Club, dem ältesten Bobclub der Welt vereint waren - innerhalb des St. Moritz Tobogganing Club mit ihren Kollegen aus dem Skeletonlager wegen der Benützung des Cresta Run in den Haaren lagen. Es dauerte jedoch noch bis ins Jahr 1903, ehe anlässlich eines Galaabends eine Sammlung durchgeführt wurde, welche den schönen Ertrag von knapp 11'000 Schweizer Franken ergab.
Unverzüglich wurde der Bau einer Bobbahn projektiert, welche dank der Unterstützung von Alphonse Badrutt auf dem ausgedehnten Areal des Kulm Hotels erstellt und am 1. Januar 1904 mit einem Bobrennen eingeweiht werden konnte. Die eisige Rinne führt heute noch durch den im Sommer so herrlich duftenden Arvenwald vom St. Moritzer Badrutt's Park nach Celerina-Cresta. Technik und Ausrüstung der Bobsportler haben sich während dem vergangenen Jahrhundert grundlegend verändert; der Verlauf der St. Moritzer Bobpiste ist bis heute mehr oder weniger gleich geblieben.
Änderungen der Streckenführung
Die augenfälligsten Änderungen wurden im untersten Teil der Bahn vorgenommen. In Folge der immer höher werden Tempi wurde das Bremsen mehr und mehr erschwert, bis die Bremszone den Anforderungen der Sportgeräte nicht mehr genügte. Nach den Weltmeisterschaften 1957 wurde die Bahn erstmals abgeändert. Eine Stiftung der Angehörigen des Rennfahrers Alfonso Marquis de Portago, der im Autorennen um die «Mille Miglia» verunglückte, erlaubte die Umsetzung des Projekts. Vom «Leap» weg wurde die Strecke in eine kleine Rechtskurve, die den Namen «Martineau Corner» - aus Dankbarkeit an die 44 Jahre lange Präsidentschaft des St. Moritz Bobsleigh Club durch Major Hubert M. Martineau - trägt, in die Ebene hinunter geführt wo eine Linkskurve, der «Portago Corner», die Strecke in den Auslauf führte.
Aufgrund mehrer Besitztumsänderungen und wiederum immer höheren Tempis sah man sich Anfangs der achtziger Jahre gezwungen den «Martineau Corner» 20 Meter weiter nach links zu ziehen und die Bahn gegen den Cresta Hügel auslaufen zu lassen. Der «Portago Corner» kam hinter der Zeitmessung zu liegen und war fortan als Auslaufkurve bekannt.
Die Entwicklung der Sportgeräte ging rasant weiter. Die Tempis der Viererbobs stiegen auf bis zu 145 km/h. Dies machte im Jahre 2002 eine neuerliche Auslaufänderung unumgänglich. Der «Portago Corner» wurde 50 Meter nach unten verschoben und die Zielzeitmessung wieder an dessen Ende platziert. Der daraus entstandene Auslauf benötigte eine neuerliche Unterquerung der Rhätischen Bahn und ist an die 200 Meter lang. Die Bahnlänge beträgt nach dieser Änderung 1722 Meter.
Bau Horse-Shoe 1995
Nicht nur die Bremszone auch die Horse Shoe Kurve, das Herzstück der Bahn, wurde zwei Mal den immer schnelleren Sportgeräten angepasst. Um sie ungefährlicher zu gestalten und um die Gewähr zu haben, dass diese 6.75 Meter hohe Kurvenwand jedes Jahr möglichst gleich konstruiert wird, wurde sie im Winter 1955/56 mit Natursteinen verstärkt und der Radius um 2,5 m vergrössert. Damit wurde erreicht, dass sie den höheren Tempi und damit dem grösseren Druck der Bobs standhielt. Eine 4,5 m hohe Mauer mit einer 1,75 m hohen Bretterwand darauf erlaubte zudem den "Horse Shoe" auch bei geringen Schneemengen rasch betriebsbereit zu machen. Die ersten Versuche Anfangs Januar 1957 zeigten, dass die Massnahmen richtig waren: Die Kurve konnte danach "runder und schöner" gefahren werden. Ihre Anziehungskraft für das Publikum hat sie bis heute nicht verloren.
Dennoch musste die Kurve im Jahr 1995 ein zweites Mal den modernen Gegebenheiten angepasst werde. Vor allem der Druck durch die rasenden Bobs wurde immer grösser, so dass sogar die Gäste der beliebten "Bobtaxi-Fahrten" bis zu 5G, d.h. fünfmal ihr eigenes Körpergewicht, ertragen mussten. Durch diesen Druck und die schmalen Kufen entstanden im Verlaufe der Saison sehr schnell Rillen und Löcher, welche einen geregelten Trainings- und Fahrtbetrieb mehr und mehr beeinträchtigten. Innert dreier Monate wurde der Radius um weitere 2,5 m erweitert, indem die Einfahrt um knapp 4 m nach rechts in den Hang hinein verlegt wurde, was die Kurve noch runder und etwas grösser machte. Gleichzeitig wurde die Einfahrt um 1,5 m erhöht, womit die Geschwindigkeit um etwa 2 km/h reduziert und die Schäden im Eis wesentlich verringert werden konnte.
Starthaus bis 1972
Nicht nur der Bahnverlauf und die Kurven mussten im Verlaufe der Geschichte des Olympia Bobrun St. Moritz-Celerina angepasst werden. Das kleine altehrwürdige Starthaus das Bar und Garderobe zugleich war musste im Jahre 1972 einem Neubau weichen. Ein neues Starthaus mit Büroräumlichkeiten, Garderoben, dem Clublokal des St. Moritz Bobsleigh Club und dem legendären Dracula Club wurde gebaut. Doch auch die Anforderungen an Infrastrukturen wurden immer grösser. So wurde der bestehende Bau im Jahre 1993 mit einem neuen Garderobentrakt versehen, 1992 der Startturm mit Büroräumlichkeiten und im Jahre 2002 die Gegentribüne mit zusätzlichen Bobgaragen und Lagerräumen angebaut.
Turmbau 1992
Das Sunny Haus war in den frühen Jahren des Olympia Bobrun St. Moritz-Celerina der Treffpunkt entlang der Bahn. Die Damen und Herren der High Society hatten in der geheizten Bar durch eine grosse Fensterfront einen wunderbaren Blick auf den Sunny Corner. Im Verlauf der Jahre wurde dieser Treffpunkt aufgehoben und das Sunny Haus zum Lagerraum für diverse Baumaterialen umfunktioniert. Obwohl es heutzutage eher baufällig aussieht erlebte das Haus eine kleine Renaissance. Im Untergeschoss wurde 1993 ein Aufenthaltsraum mit Küche für die Bahnarbeiter gebaut. Seither dient das Sunny Haus den Bahnarbeitern als Kantine.
Frizzonis Finish
Am Ende des alten Zielauslaufs Richtung Crasta Hügel wurde 1992 ein kleines Zielhaus mit sanitären Einrichtungen aufgebaut. Mit der Änderung der Auslaufstrecke im Jahre 2003 wurde das kleine Zielhaus ausgemustert und durch einen zeitgerechten Neubau mit Garderoben, Sanitätsraum, Sitzungszimmer, sanitären Anlagen und Lagermöglichkeiten errichtet.
Horse-Shoe Lodge
Was früher die Bar im Sunny Corner war wurde in der Neuzeit die Bar im Horse Shoe. Alljährlich wurde ein Provisorium erstellt, das den Zuschauern aber nicht die Möglichkeit bot sich bei Temperaturen bis Minus 25 Grad aufzuwärmen. Dieser Mangel wurde im Jahre 2005 mit dem endgültigen Bau der Horse Shoe Lodge behoben.